Restauratorenseminar 
des BRR e.V. 22. – 25.10.2015

Das diesjährige Seminar des Bundesverbandes der geprüften Restauratoren im Raumausstatterhandwerk fand im Weißensteinflügel des Schlosses Kassel statt. Diese Weiterbildung wurde unter anderem von Dirk Busch mitorganisiert, der zusammen mit Maximilian Busch daran teilnahm.

Dieses Mal war das Seminar rein theoretischer Natur. Der Tapissier Dominique Ranson, welcher selbst schon in Versailles gearbeitet hatte und später Lehrer an einer Pariser Berufsschule war, ließ uns tief in die verschiedenen französischen Polstertechniken der historischen Epochen einblicken und bereicherte unser Seminar mit authentischen Anekdoten und interessanten Begebenheiten verschiedener Jahrhunderte.

Angefangen bei der Ägyptischen Antike, leitete er Schritt für Schritt die sich jeweils mit der Zeit weiter entwickelnden Techniken her. Somit kamen wir zu den ersten festen Polstern, welche sich unter der Herrschaft Ludwig XIII. entwickelten – in Deutschland zeitgleich als Barock bezeichnet. Diese frühen Polster sind noch extrem einfach ausgeführt, ohne scharfe Kanten und ausgefeilte Formen. Da diese Polster einfach gefüllt wurden, entstand in Frankreich der Begriff Rombuleur, zu deutsch „Stopfer“, welcher noch heute nach wie vor als Bezeichnung für Pfuscher unseres Handwerks Verwendung findet.

Diese bloß gestopften, einfachen Polsterformen hielten sich wahrscheinlich noch bis zum Regence, der Epoche zwischen Louis XIV. und Louis XV. Danach wurden erstmalig Bourlets, also fest gepolsterte Kantenwülste gebaut, da mit den sich verändernden, geschwungener werdenden Möbelformen, natürlich auch die Ansprüche an die Polsterung änderten. Mit dem neuen, höheren Anspruch an die Formen des Polsters – weg von den einfachen geraden – hin zu geschwungenen Formen, entwickelte sich auch unser Handwerk weiter.

Mit der Regentschaft Louis XVI. gab es einen großen Sprung in der Entwicklung des Polstererhandwerks. Marie Antoinette soll damals gesagt haben „alles was vorher rund, soll nun gerade sein“. Damit wurde der Stein ins Rollen gebracht, welcher später unser Handwerk in seiner Form perfektionieren sollte, wie es danach nicht mehr geschehen ist. Das Empire unter Napoleon I.

Wenngleich im Louis XVI. schon sehr exakte Techniken entwickelt wurden, so waren diese doch noch einfach gegenüber den Ausführungen des Empire, wo die fest und eckig gepolsterte Kante exakt mit der Form der Zarge folgt, und die Möbel keine Rundungen mehr aufweisen. Boten diese Möbel auch wenig Komfort, so zeigten sie jedoch eine bis Dato unübertroffene Kunst des Handwerks. Mit dem Verschwinden des Empire und der Wiedereinführung der Monarchie, dem Stil Restauration, beginnen die Polsterungen wieder Rundungen aufzuweisen.

Die einzige große Erneuerung dieser Epoche von der wir bis heute profitieren, ist das Aufkommen von geschnürten Federungen. Diese wurden wahrscheinlich zur Zeit Louis-Philipps, definitiv jedoch zur Zeit Napoleon III. – dem deutschen Historismus – in Frankreich verwendet. In Deutschland lässt sich der Gebrauch von Schnürungen wohl länger zurück belegen, wobei sie nicht wie heute zur Steigerung der Bequemlichkeit, sonder aufgrund der höheren Polster eher als „Füllung“ verwendet wurden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, das die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland diesbezüglich nur kleine sind, obwohl die stete Entwicklung des Handwerks bei uns erst mit dem Einzug der Hugenotten, die die Entwicklung der gesamten Handwerkszweige beeinflusst haben, von statten ging.